"Denn ich weiss, was für Gedanken ich über euch habe," spricht der Herr, "Gedanken des Friedens und nicht des Unheils, um euch eine Zukunft und Hoffnung zu geben."
Jeremia 29:11
Frage 9:
Warum war Jesus so barmherzig gegenüber Sündern, die Buße taten, aber so hart gegenüber den religiösen Gruppen?
Kontext:
Jesus war als "Freund der Sünder" bekannt, weil Er ihnen barmherzig vergab, wenn sie vor Gott Buße taten. Er wurde sogar noch schlimmer genannt: "ein Vielfraß und ein Weintrinker," weil Er mit Sündern am Tisch saß (Matthäus 11:19). Doch einige der religiösen Menschen, die Religion ernst nahmen und sich bemühten, den moralischen Standards gerecht zu werden, nannte Er "Heuchler" und Schlimmeres. Warum war das so? Verdienten nicht die "Bösen" eine Strafe und die "Guten" ein "Lob" und eine "Belohnung" dafür, dass sie das Richtige taten? Wenn es sich nicht um eine merkwürdige Verdrehung von Moral und Gerechtigkeit handelte (es tut es Sicht nicht!), wie können wir dann erklären, dass Jesus so barmherzig zu den Sündern, die Buße taten, war, aber so hart zu den religiösen Gruppen?​
Antwort:
Antwort folgt bald...
Frage 8:
Warum ist die Gottesfurcht der Anfang der Erkenntnis und Weisheit? (Sprüche 1:7; 9:10)
Kontext:
Im biblischen Buch der Sprüche geht es um Gottes Weisheit und wie wir Erkenntnis für ein Leben gemäss Gottes Wort (Tora) erlangen können. Der Anfang der Erkenntnis (1:7) und der Weisheit (9:10; vgl. Psalm 111:10) ist die Frucht vor dem Herrn. Was hat das Erlangen von Erkenntnis und Weisheit mit der Gottesfurcht zu tun? Was ist die Gottesfurcht und wie bezieht sich diese auf das Erlangen von Erkenntnis und Weisheit?
Antwort:
The "Anfang" von etwas ist der Startort oder Eingangspunkt. Der Startort oder Eingangspunkt zu Gottes Weisheit und wahrer Erkenntnis ist die Gottesfurcht. Im übertragenen Sinne könnte man sagen, dass die Gottesfurcht der "Türe" zum "Raum" von Gottes Weisheit ist. Die ersten drei Hinweise was dies bedeuten könnte finden wir in den oben genannten Versen (Sprüche 1:7; 9:10; Psalm 111:10).
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Sprüche 1:7 ELBBK
"Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Erkenntnis;
die Narren verachten Weisheit und Unterweisung."
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Dieser gegensätzliche Parallelvers zeigt den Unterschied in der Haltung zwischen denen, die Erkenntnis auf die richtige Art suchen (durch Gottesfurcht) und denen, die eine falsche Haltung dazu haben (Weisheit und Unterweisung verachten). Es mangelt ihnen an Demut und Belehrbarkeit (Unterweisung verachten), sowie an Wertschätzung des Wertes der Erkenntnis und Weisheit (Weisheit verachten). Jedoch ist der Wert der Weisheit grösser als der von Gold und Silber (Sprüche 3:14-15; 8:19; 16:16; cf., Psalm 19:10), denn durch Weisheit erlangen wir Rat und Könige regieren durch sie (Verse 14-16). Auch werden Reichtum und Ehre durch Weisheit erlangt (Vers 18). Weisheit ist das Grundlegende im Leben; und deshalb sollen wir sie schätzen und begehren (4:7). Diese unschätzbar wertvolle Weisheit liegt in den Geboten Gottes (7:1-4), welches das Gesetz des Lichtes und Lebens ist (6:23). Die Narren verachten dies, denn sie lehnen Unterweisung ab und verpassen es somit Weisheit zu verstehen. Die richtige Haltung im Leben ist es den Wert der Weisheit zu schätzen, nicht zu verachten.
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Sprüche 9:10 ELBBK
"Die Furcht des HERRN ist der Weisheit Anfang;
und die Erkenntnis des Heiligen [Gott] ist Verstand."
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Der synonyme Parallelismus dieses Verses zeigt die Wichtigkeit der Erkenntnis Gottes als Grundlage für wahre Weisheit auf. In der heiligen Schrift ist Gott die Quelle des Lebens und der Weisheit. "Weisheit, im vollen Sinne des Wortes, gehört Gott alleine" (siehe Hiob 12:13; Daniel 2:20). Biblische Weisheit kommt von der Gottesfurcht und berührt alle Aspekte des Lebens. Weisheit, wie alle hebräischen "intellektuellen Qualitäten... ist höchst praktisch, nicht theoretisch." Biblische Weisheit hat einen göttlichen Ursprung und nimmt die Einsicht der Erkenntnis von Gottes Wegen und wendet diese im täglichen Wandel an."[1] Weisheit unabhängig von der Erkenntnis Gottes ist nur menschliche oder heidnische Weisheit, ohne göttliche Erkenntnis und Offenbarung (cf., Römer 1:20-21; 1 Korinther 1:18—2:16; Jakobus 3:13-17). Wahre Weisheit von göttlicher Qualität ist in der Erkenntnis Gottes und Seinen Normen und Wegen verwurzelt.
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Psalm 111:10 ELBBK
"Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang;
gute Einsicht haben alle, die sie [i.e., Gottes Gebote/Vorschriften] ausüben."
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Gottes "Gebote und Weisheit sind miteinander verbunden" (siehe 5. Mose 4:5-6).[2] Eine gute Einsicht (Verständnis) kommt vom Gehorchen von (leben gemäss) Gottes Geboten. Die Gottesfurcht als der Anfangsort göttliche Weisheit zu erlangen bezieht sich auf die Erkenntnis und das Gehorchen von Gottes Geboten, das heisst, gemäss Seinem Wort und Willen zu leben. Sich selbst vor Gott in Demut und Belehrbarkeit zu begeben, Seine Existenz als Lebensspender und Seine Autorität als Gesetzesgeber anzuerkennen, bilden die Grundlage des Verständnisses wahrer Weisheit und göttlicher Erkenntnis. Verachtung von Gott und Seinem Wort ist ein närrisches Ablehnen von dem, was gut für uns ist. Weisheit finden wir in Gottes "Gesetz des Lichts" (Sprüche 6:23).
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Die Absicht des Buches der Sprüche ist es uns in Gottes Wort und dessen Weisheit zu unterweisen (Sprüche 1:1-7). Die Gottesfurcht ist die Ehrfurcht (Respekt) vor Gott als Schöpfer, Herr und Gesetzgeber/Richter. Jedoch unterweist Er uns als liebender Vater. Wir anerkennen Seine Autorität und versetzen uns in Demut vor Ihm um Seine Wege zu lernen. Die Gottesfurcht ist es das Böse zu meiden (Sprüche 16:6; cf., Hiob 28:28) und das Böse, Stolz und Arroganz gar zu hassen (Sprüche 8:13). Statt Weisheit und Unterweisung zu verachten, wie die Narren, lehnen wir das Böse ab, so wie es Gott will. Stolz führt zum Niedergang; Weisheit finden wir in der Demut vor Gott (Sprüche 16:18; 18:12). Die Gottesfurcht ist nicht vor Gott Angst zu haben, sondern Ihn zu achten und Ihn als Gott, Lebensspender und Gesetzesgeber zu respektieren (cf., 2. Mose 20:20). Wir sollten Gott als denjenigen respektieren, der Macht über Leben und Tod hat, doch Ihm auch vertrauen, dass wir für Ihn wertvoll und wichtig sind (Matthäus 10:28-33). In Ehrfurcht und Demut vor Gott zu leben ist der richtige Weg um Unterweisung in Weisheit zu erhalten (Sprüche 15:33). Dies ist eine Quelle des Lebens (14:26-27).
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Die Gottesfurcht hält uns demütig, verantwortlich und somit auf dem richtigen Lebensweg. Als moralische Wesen leben wir am besten in Verantwortlichkeit gegenüber einem moralischen Gott, der uns ein moralisches Gesetz gegeben hat. Gott weiss was für uns am Besten ist. Die Schlussfolgerung des weisen Predigers war es, Gott zu fürchten und Seine Gebote zu halten, denn wir werden Ihm für unsere Leben und Entscheidungen Rechenschaft ablegen müssen (Prediger 11:13-14). Moralische Verantwortlichkeit und eine gesunde Angst vor schlechten Konsequenzen wegen falschen Entscheidungen ist keine schlechte Sache. So wie wir verantwortlich gegenüber den Gesetzen eines Landes sein müssen, so auch gegenüber den Gesetzen des Schöpfers.
Das Gesetz Gottes ist vollkommen und macht den Einfachen weise, und warnt uns vor falschen Wegen im Leben. Seinem Wort zu gehorchen ist höchst lohnenswert (Psalm 19:7-11; cf., Sprüche 7). Wir sollten nicht weise in unseren eigenen Augen sein (Jesaja 5:21), d.h., in menschlicher Weisheit unabhängig von Gott, denn darin gibt es moralische Verdrehungen (Vers 20). Wir sollten vielmehr Gott in allem vertrauen und Seinen Wegen folgen (Sprüche 3:5-7). Die Strasse ins Verderben ist breit, der Pfad zum Leben jedoch schmal (Matthäus 7:13-14). Wir sollten Gott in Sanftmut vertrauen und Gutes tun wie Er uns angewiesen hat (Psalm 37). Wir sollten demütig vor Gott wandeln und das Richtige lieben und auch tun (Micha 6:8).
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Die Gottesfurcht ist der Anfang der Weisheit weil sie uns in Ehrfurcht vor Gott, dem Lebensspender und Gesetzesgeber, versetzt. Die Haltung der Demut und Belehrbarkeit ist die Grundlage, dass wir in göttlicher Weisheit unterwiesen und ein Gott wohlgefälliges und lohnenswertes Leben leben zu können. Die Gottesfurcht hält uns auf Gottes Wegen, welches die Wege des Lebens und des Lichts sind, ein Leben gemäss dem Gesetz des Lichts. Gesegnet sind diejenigen, die so leben!
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[1] New Bible Dictionary (Third Edition), I. Howard Marshall et al (eds.), ‘Wisdom,’ 1244 (ÜdA).
[2] Ibid., 1245.
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Frage 7:
Was sind die "gewichtigeren Vorschriften des Gesetzes"? (Matthäus 23:23)
Kontext:
Matthäus 23 ist eine der härtesten Reden, die Jesus je gehalten hat. Seine strengen Zurechtweisungen einiger religiöser Leiter Seiner Zeit erinnern uns an den Mut der hebräischen Propheten wie Amos, Micha oder Jesaja, die sich nicht scheuten, "die Wahrheit den Mächtigen zu sagen." Das war damals nötig, und es ist auch heute nötig. Neben einer Reihe von Missständen in den religiösen Praktiken und den dahinter stehenden Motiven sprach Jesus das Thema des Zehnten an, sprach jedoch von den "gewichtigeren Vorschriften [oder Bestimmungen/Angelegenheiten] des Gesetzes", der Tora (Matthäus 23:23). Warum ist das so? Sind nicht alle Vorschriften des biblischen Gesetzes gleich wichtig? Sind einige Gesetze wichtiger als andere, oder sind vielleicht einige Sünden schlimmer als andere? Warum sollten diese religiösen Leiter "eine größere Verurteilung erfahren" (V. 14)?
Antwort:
Matthäus 23 zu lesen, zeigt, dass in den Tagen, in denen Jesus auf der Erde weilte, in der religiösen Elite vieles nicht in Ordnung war—und dass Er sich nicht scheute, diese Dinge anzusprechen. Seine harte Wortwahl (z. B. 23:33) erinnerte an die Worte Johannes des Täufers (3:7). Johannes hatte, wie Amos, Micha oder Jesaja vor ihm, keine Angst davor, "die Wahrheit den Mächtigen zu sagen." Auch Jesus stand in der Tradition der hebräischen Propheten; deshalb betrachteten Ihn manche als einen der Propheten (16:14). Die Zuhörer von Jesu Worten an die Religiösen werden auch den dramatischen Vorfall im Tempel im Hinterkopf gehabt haben, als Jesus die Tische umstieß und den missbräuchlichen Handel im Tempel mit den Worten Jesajas und Jeremias zurechtwies (21:13; vgl. Jesaja 56:7; Jeremia 7:11).
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Immer wieder hatten die Schriftgelehrten und Pharisäer Jesus mit verschiedenen Fragen herausgefordert, sowohl theologisch (Auslegung des Gesetzes) als auch praktisch (Anwendung des Gesetzes). Eine korrekte Anwendung ist nur möglich, wenn die Auslegung stimmt. Streitigkeiten über unterschiedliche Auslegungen und Anwendungen des Gesetzes waren damals nicht ungewöhnlich, genauso wie dies auch heute ist. Aber Jesus ging es noch um etwas anderes: um das Motiv, das hinter der Praxis steht. Äußerlichkeiten reichen einfach nicht aus, um dem Gott zu gefallen, der das Herz des Menschen sieht (Matthäus 23:27-28). Jesus hatte schon früh in Seinem Dienst gelehrt, wie wichtig eine echte religiöse Praxis mit einem reinen Motiv und einer richtigen Einstellung ist (6:1-34). Seine Lehre in Matthäus 6 scheint eine freundliche Anleitung gewesen zu sein, doch Matthäus 23 war eine strenge Zurechtweisung.
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Die Schriftgelehrten und Pharisäer waren die religiöse Elite in Bezug auf die Unterweisung des Volkes Gottes (die Sadduzäer waren die Tempelpriester). Um ihnen gegenüber fair zu sein, waren nicht alle von ihnen Heuchler und Blinde.* Jesus bestätigte Seinen jüdischen Jüngern, dass sie den "Stuhl des Mose" (23:2) innehatten, d. h. den Sitz der Lehre von Gottes Gesetz, und was immer sie sie aus dem jüdischen Gesetz lehrten, sollten sie "tun und halten" (V. 3a); schließlich war es das Wort Gottes. Das Problem, das Jesus mit ihnen hatte, war ihre Heuchelei: Sie taten nicht, was sie andere lehrten, sie bürdeten anderen zusätzliche religiöse Praktiken auf, die sie selbst nicht tragen wollten, und sie taten Dinge zur Ehre und zum Lob der Menschen (V. 3b-10). Die "Größten" sollen demütige, dienende Leiter sein (V. 11-12) und andere nicht ausbeuten (V. 14). Als "blinde Leiter" (V. 16) hinderten sie die Menschen am Eintritt in Gottes Reich (V. 13) und setzten falsche Prioritäten und Schwerpunkte in der religiösen Praxis: der Tempel und nicht das Gold darin war wichtig, der Altar und nicht das Opfer war entscheidend, und Gott selbst sollte im Mittelpunkt stehen (V. 16-22). Niemand sollte den Platz Gottes einnehmen (V. 8-10), um Ehre zu erlangen (V. 5-7), denn Ehre kommt durch Demut (V. 11-12), wie das Wort lehrt (Sprüche 18:12). Jesus hat die Prioritäten richtiggestellt.
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Das Verzehnten ist gut und wichtig, aber es muss richtig eingesetzt werden, vor allem im Hinblick auf die anderen Gebote. Der Zehnte für die kleinen Kräuter ist gut und richtig, aber nicht auf Kosten oder unter Vernachlässigung der "gewichtigeren Vorschriften des Gesetzes," nämlich der "Gerechtigkeit und Barmherzigkeit und Treue" (23:23). Der Zehnte verliert Bedeutung, wenn wir Menschen schlecht und ungerecht behandeln oder sie im Rahmen der religiösen Praxis ausbeuten (vgl. Matthäus 15:1-20). Menschen, die all diese Dinge falsch machen und andere darin lehren, werden "noch stärker verurteilt" (23:14). Das Gesetz muss von denen, die es selbst anwenden, genau ausgelegt und richtig angewandt werden, indem sie denjenigen, die sie lehren, ein Vorbild geben (5:17-20; vgl. Jakobus 3:1; 1 Timotheus 1:5-8).
Die "gewichtigeren Vorschriften des Gesetzes" sind Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue, und sie beziehen sich darauf, wie wir andere behandeln und wie wir unsere Religion praktizieren. Obwohl alle Gesetze in Gottes Wort wichtig sind, ist die Art und Weise, wie wir sie lehren und praktizieren und wie wir andere Menschen behandeln, "gewichtiger," denn religiöse Praxis mit falschen Motiven und falschen Prioritäten ist falsch. Wenn wir hier versagen, hat das ernste Konsequenzen. Jesus legte mehr Gewicht auf die moralischen Aspekte des Gesetzes und die Herzenshaltung als auf die religiösen Praxis der Rituale. Das "Was" (Inhalt) und "Wie" (Anwendung) der Religion sind wichtig, aber das "Warum" (Motiv) ist noch wichtiger.
Ein deutliches Beispiel für eine gewichtigere Angelegenheit ist der Vorfall, als Jesus einen Kranken am Ruhetag (Schabbat) heilte, an dem keine Arbeit verrichtet werden sollte. Die Frage, die Jesus gestellt wurde, lautete: "Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen?" (Matthäus 12:10). Jesus antwortete mit einem Argument, das sich auf die jüdische Auslegung stützt und das Prinzip der gewichtigeren Sache anwendet: Wenn das Leben eines Schafes in Gefahr ist, rettet man es durch Arbeit (indem man es aus einem Graben zieht), auch am Sabbat (V. 11). Daher: "Wie viel mehr ist dann ein Mensch wert als ein Schaf" (V. 12). Da Jesus die Rettung des Lebens über das Gesetz der Ruhe und des Arbeitsverbots stellt und einem Menschen mehr Wert beimisst als einem Tier, lautet Seine Schlussfolgerung: "Darum ist es erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun" (V. 12). Es ist gut, Menschen zu heilen und Tiere zu retten, also ist es rechtmäßig. Die gewichtigere Sache hat Vorrang vor deb anderen. Dies war ein gängiger Rechtsgrundsatz bei der Auslegung des jüdischen Gesetzes. Wenn, zum Beispiel, die Beschneidung (Schneiden ist Arbeit) auf den Schabbat fiel, wie sollte damit umgegangen werden? Um ein Gesetz (die Beschneidung) einzuhalten, mussten sie ein anderes (den Schabbat) verletzen. Die Beschneidung, die das Zeichen des abrahamitischen Bundes war, wurde als die gewichtigere Angelegenheit des Gesetzes betrachtet, und es war daher legitim, dass sie die Schabbatgesetze außer Kraft setzte. Stellen Sie sich das in modernen Begriffen so vor, als hätte ein Krankenwagen das Recht, in verantwortungsvoller Weise Verkehrsregeln (rote Ampeln, Geschwindigkeit usw.) zu übertreten, um Leben zu retten.
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Das grundlegende Verständnis des Schabbats von Jesus war, dass der Ruhetag für den Menschen geschaffen wurde und nicht umgekehrt: der Mensch wurde nicht speziell für den Schabbat geschaffen wurde (Markus 2:27). Mit anderen Worten: Die Bestimmungen des Gesetzes sollen dem Menschen zugute kommen; der Mensch wurde nicht geschaffen, um nur Gesetze zu befolgen, speziell dann, wenn dessen Anwendung schädlich wären. Das wäre ein falsches Verständnis und ein falscher Umgang mit dem Gesetz Gottes, und würde eine Herzensverhärtung entblößen, die Gottes Herz und Absichten widersprechen (siehe Markus 3:1-5) . Man setzt keine Gesetze durch, die Menschen schaden; man wendet das Gesetz des Lebens an, um den Menschen Leben zu geben. Das Gesetz wurde Menschen gegeben und dies zu ihrem Wohlergehen. Die von Gott gewollte Ruhe sollte Ganzheit bringen, und Heilung ist ein Teil davon. Deshalb lautet der jüdische Gruß vor den Sabbatfeiern "Schabbat Schalom" (Frieden, Ganzheit, Heilung, Versorgung). Die Heiligkeit des Lebens ergibt sich aus dem biblischen Verständnis, dass der Mensch nach Gottes Ebenbild geschaffen wurde. Der Gott, der die Menschen nach Seinem Ebenbild geschaffen und dem Leben Heiligkeit verliehen hat, gab ein Gesetz zum Schutz und zur Bewahrung der Heiligkeit des Lebens.
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*Vgl., Johannes 3:1; 19:39; Lukas 13:31; 23:50–52; Agp. 5:33–39; 22:3
Frage 6:
Was bedeutet Grösse im Reich Gottes? (Matthäus 18; Markus 10)
Kontext:
Es ist eine bekannte Geschichte: Als Jesus von Seinen Jüngern gefragt wurde: "Wer ist denn der Größte im Himmelreich?" (Matthäus 18,1), benutzte Er ein kleines Kind, um zu veranschaulichen, dass Größe in Gottes Reich etwas anderes ist als Größe nach den Maßstäben der Welt. Ähnlich hat Jesus auch die Dienerschaft in der Leiterschaft betont, dies im Kontrast zu der arroganten und ausbeuterischen Herrschaft der Heiden über ihre Untertanen (Markus 10,43-45). Wie definieren wir also wahre Größe nach den Werten und Maßstäben des Reiches Gottes?
Antwort:
Die wunderbare Illustration der Demut eines Kindes, um das Wesen der Größe in Gottes Reich zu erklären, war beeindruckend (Matthäus 18:2-4). Vielleicht noch auffälliger war die anschließende strenge Warnung, ein Kind nicht durch Anstoss zum Straucheln zu bringen (V. 6). Demut war schon immer ein Schwerpunkt im Wort Gottes (z. B. 5. Mose 8:-3; Sprüche 18:12; 1. Petrus 5:1-7). Tatsächlich hat Gott die Israeliten erwählt, weil sie "das kleinste aller Völker" waren (5. Mose 7:7-8), d. h. ein demütiges Volk, das Seiner rettenden Gnade in Bundestreue bedurfte. Der Mann, der sich ehrlich und aufrichtig demütigte und aufgrund seiner Demut im Gebet gerechtfertigt wurde (Lukas 18:8-14), war ein weiteres eindrucksvolles Beispiel für Demut, gefolgt von der Ermahnung, demütig wie ein Kind zu sein, um in Gottes Reich zu gelangen (V. 15-17). Im Gegensatz dazu hat das Vertrauen auf den eigenen Reichtum, das oft mit Stolz verbunden ist (V. 18-30), in Gottes Reich nichts zu suchen. Gottes Maßstäbe sind einfach anders als die der Welt. Die weltlichen Dinge werden vergehen, wer aber gemäss Gottes Willen lebt, lebt ewig (1. Johannes 2:15-17).
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Jesus veranschaulichte dies auch durch den Kontrast zwischen den heidnischen (weltlichen) Herrschern, die ihre Untertanen ausbeuten, und der Art und Weise, wie Seine Jünger als Leiter die Menschen unter ihrer Obhut behandeln sollten (Markus 10:42-43; vgl. 1 Petrus 5:1-6). Jesus selbst gab ihnen Sein eigenes Beispiel, wie man dient, anstatt sich dienen zu lassen, und Er hat dann den höchsten Preis bezahlt: den Tod als Erlösung für andere (V. 45). Seine Jünger und die künftigen Leiter der Glaubensgemeinschaften sollten nicht wie heidnische Herrscher sein, sondern so wie ihr dienender und führender Meister: wer der Erste sein will, soll dienen (V. 44). Diese Veranschaulichung erfolgte als Antwort auf zwei Seiner Jünger, die sich bezüglich Größe im Reiches Gottes stritten und nach Machtpositionen strebten (V. 35-37). Das ärgerte die anderen zehn (V. 41), aber vielleicht hatten auch sie solche Ambitionen (vgl. Lukas 22:24-30). In diesem Zusammenhang machte Jesus deutlich, dass Gott der Vater, der König des Universums, Autoritätspositionen zuweisen würde (Mk 10:40), und zwar im Zusammenhang mit den eigenen Opfern (V. 38-39), die der höchste Ausdruck der Demut sind.
Denken wir an Johannes den Täufer, den Jesus für mehr als einen Propheten hielt, den größten der von Frauen geborenen Propheten (Matthäus 11:7-11). Er war die Stimme, die dem Messias den Weg bereitete (V. 10) und die Bedeutung der Demut bei der Ankunft des Reiches Gottes zum Ausdruck brachte: Jeder Berg wird erniedrigt, aber die Täler werden erhöht und die krummen Wege werden gerade gemacht (Lukas 3:3-6), was die Frucht der Umkehr in Demut als Reaktion auf die Ankunft des Messias und Seine königliche Herrschaft auf Erden in den Herzen der Demütigen zum Ausdruck bringt (V. 7-18). Johannes tat "kein Zeichen," doch sein Zeugnis vom Messias war wahr und richtig (Johannes 10:41). Die Größe in Gottes Reich wird nicht daran gemessen, dass Menschen Zeichen und Wunder vollbringen, sondern an Reinheit und Demut. Obwohl diese Zeichen Ausdruck von Gottes Reich sind (Matthäus 11,4-6), können sie auch gefälscht sein; an der Frucht, ob die Wundertäter das Gesetz halten oder gesetzlos sind, wird sich zeigen, ob es sich um falsche Propheten und Wölfe im Schafspelz handelt oder um die wahren Diener Gottes, die den Willen Gottes tun (Matthäus 7:15-23), die nach dem Wort Gottes leben (V. 24-27).
​
Größe in Gottes Reich bedeutet, demütig zu sein und den Menschen in selbstlosem Dienst zu dienen; es bedeutet, in Demut zur Ehre Gottes zu dienen, Sein Wesen auszudrücken und Seinen Willen zu tun.
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Frage 5:
Warm sagte Jesus wir sollen zuerst nach Gottes Reich trachten? (Matthäus 6:33)
Kontext:
Jesus sagte: "Trachtet aber zuerst nach Seinem [Gottes] Reich und nach Seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen" (Matthäus 6:33). Diese Aussage stand am Ende einer Rede über die richtige Einstellung zum Geld und das Vertrauen auf Gottes Versorgung, damit ein sorgenfreies Leben möglich wird (Matthäus 6:19-34). Die Verheißung, dass "das alles" uns zukommen wird, wenn wir Sein Reich und Seine Gerechtigkeit als unsere erste Priorität suchen (V. 33), spricht von Gottes Versorgung mit Kleidung und Nahrung und einem Leben ohne belastende Sorgen: Gott weiß, dass wir diese Dinge brauchen, aber wir sollen sie nicht wie andere Menschen, die ohne Gott leben oder anderen Göttern dienen, suchen (V. 25-32, 34). Wir sollen nicht wie sie beten, indem wir uns auf Wiederholungen oder rituelle Gebete verlassen (V. 7), sondern wir sollen im Vertrauen auf Gott, den Vater, beten, der unsere Bedürfnisse kennt, bevor wir überhaupt für solche bitten (V. 8ff). Wenn unser Herz am rechten Ort ist (V. 19-21) und wir großzügig* sind (V. 22-23), wenn Gott unser Herr und Meister ist, und nicht der Mammon** (V. 24), und wenn Gottes Reich und Seine Gerechtigkeit wirklich unsere erste Priorität im Leben sind (V. 33), dann wird alles gut werden, wir werden versorgt werden und unsere Sorgen werden verschwinden (V. 33-34). Aber warum sollte man in diesem Zusammenhang das Reich Gottes suchen?
Antwort:
Das Reich Gottes ist die Herrschaft Gottes, der Bereich, in dem Sein Wille getan wird - auf Erden wie im Himmel (Matthäus 6:9-10). Jesus ist gekommen, um das Reich Gottes zu bringen und zu verkünden (Matthäus 4:17) und um es und Seine Macht zu offenbaren (Matthäus 12:28). Er kam, um die Menschen aufzurufen, sich Gott zuzuwenden und ein gottgefälliges Leben zu führen (Matthäus 5:17-20). Seine Errettung würde die Gläubigen aus dem Bereich der Finsternis in das Reich Gottes versetzen (Kolosser 1:13-14). Jesus selbst lebte, um Gott als Sein geliebter Sohn zu gefallen (Matthäus 3:13-17). Er kam, um den Willen Gottes zu tun (Johannes 4:34; 5:30; 6:38; vgl. Hebräer 10:5-7), der in den berühmten Worten während Seines Gebetes in der Agonie vor dem Verrat und der Kreuzigung so kraftvoll zum Ausdruck kommt: "Doch nicht wie ich will, sondern wie Du willst... Dein Wille geschehe" (Matthäus 26:36-42). Jesus lebte für den Willen Gottes und brachte so das Reich Gottes zum Ausdruck.
Der Grund, warum Jesus Seine Jünger aufforderte, zuerst das Reich Gottes zu suchen, war, dass Er sie anleitete, ein Leben der Hingabe an Gott und Seinen Willen anzunehmen, was ein Leben unter Seiner Herrschaft mit Seinem Segen und Seiner Versorgung ist.
In diesem Lebensstil liegt Gottes Versorgung und ein Leben ohne Sorgen, also in Frieden mit Versorgung. Jesus möchte nicht, dass die Menschen Gott nur dann suchen, wenn sie in Schwierigkeiten sind oder Probleme haben; Er möchte, dass wahre Jünger Seinem Beispiel folgen und alles annehmen, was Gott zu bieten hat, und das Leben leben, das Gott für sie geplant hat. Er hat uns aus Gnade durch den Glauben gerettet, damit wir für die "guten Werke" leben, die Gott für uns vorbereitet hat (Epheser 2:8-10), und diese sollen so zum Ausdruck kommen, dass Gott verherrlicht wird (Matthäus 5:16). Das Leben für weltliche Dinge steht mit Kontrast zum Leben für den Willen Gottes (1. Johannes 2:15-17). Wir müssen zwischen weltlichen Dingen und dem Reich Gottes wählen, genauso wie wir zwischen dem Mammon und Gott wählen müssen (Matthäus 6:24). Wir sollen keine anderen Götter haben (2. Mose 20:3) und nur Gott dienen (Matthäus 4:10). Gottes Versorgung kommt dadurch zustande, dass wir für Gottes Willen (Sein Reich) auf Gottes Wegen (Seine Gerechtigkeit) leben, nicht indem wir weltlichen Dingen (Lust, Stolz, Gier) auf weltlichen Wegen (Mammon) nachjagen.
Wenn wir Gottes Herrschaft (Sein Reich) in unserem Leben annehmen, leben wir nach Seinem Willen. Seine Gerechtigkeit anzunehmen ist ein gottgefälliger Lebensstil, die richtige Art, nach Seinem Wort zu leben. Indem wir nach Gottes Reich und Seiner Gerechtigkeit trachten, nehmen wir Seine Herrschaft an und leben nach Seinem Willen, was zur Folge hat, dass Seine Versorgung und Sein Segen unser Anteil am Leben sind. So können wir in Frieden leben und Gott gefallen. Ein Leben nach Gottes Willen ist ein Leben in Weisheit, das Stabilität in den Stürmen des Lebens bringt (Matthäus 7:24-27; Epheser 5:15-17).
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*Matthäus 6:23-23: Ein "gutes Auge" ist eine hebräische Redewendung für "großzügig" sein (siehe Sprüche 22:9; hebräisch tov 'ayin); ein "schlechtes Auge" ist eine Redewendung für "geizig" sein (siehe Sprüche 28:22; hebräisch ra' 'ayin): der großzügige Mensch wird gesegnet werden, aber der Geizige jagt dem Reichtum auf falsche Weise nach und wird ins Verderben stürzen. Ein geiziges oder gieriges Herz erfüllt uns mit Dunkelheit und trübt unsere Sicht im Leben; Großzügigkeit hingegen bringt Licht, Güte und Klarheit.
**Der Ausdruck "Mammon" ist eine Transliteration des aramäischen "mamona", das sich auf "Reichtum und Gewinn" bezieht, einschließlich Besitz und Geld; er erscheint in Matthäus 6:24 und Lukas 16:9, 11, 13; "Mammon" ist ein Konzept, das die Macht (Herrschaft) beschreibt, die Geld über eine Person haben kann, sogar Versklavung. Wie ein NT-Gelehrter feststellte: Christus sieht ihn in einer egozentrischen Begehrlichkeit, die das Herz des Menschen beansprucht und ihn dadurch von Gott entfremdet (Mt 6:19f): Wenn ein Mensch etwas "besitzt", besitzt es in Wirklichkeit ihn; Christus nennt ihn "ungerechten Mammon" (Lk 16:9) und "unehrlichen Gewinn" oder "Gewinn aus egozentrischen Motiven" (New Bible Dictionary. I. Howard Marshall et al (eds.). Dritte Auflage. Leicester: Inter-Varsity Press, 1996. 720). Christus benutzt die schärfsten Worte, um unsere Haltung gegenüber Gott und dem Mammon zu erklären: "hassen" und "verachten" im Gegensatz zu "lieben" und "hingeben"; jeder Gläubige muss entweder Gott oder den Mammon als "Herrn" wählen. Es ist eine religiöse Hingabe, es gibt hier keine Grauzone oder einen Mittelweg. Beachte die vielen Gegensätze in diesem Abschnitt (Mt 6:19-34): himmlische vs. irdische Schätze; Großzügigkeit vs. Habgier; Gott vs. Mammon; die Wege des Volkes Gottes vs. die Wege der Heiden; Vertrauen vs. Sorge. Wir dürfen keinen anderen Gott neben Jahwe haben (Ex 20:3) und sollen nur unseren Gott anbeten und Ihm alleine dienen (Mt 4:10; 5. Mose 6:13; 10:20). Paulus warnt davor, dass "die Liebe zum Geld" oder die Habgier die Wurzel allen Übels ist, das Verderben bringt (1. Tim 6:10ff). Begierde ist Götzendienst (Eph 5:5). Unser Charakter und unser Verhalten sollten frei sein von der Liebe zum Geld (Hebr 13:5).
George G.: Sehr, sehr tiefgründige und wunderbare Lehre über das Wort Gottes. Es hat mir sehr gut gefallen. Genau auf den Punkt gebracht. Vielen Dank für deine Botschaft.
Frage 4:
Was bedeutet es himmlisch gesinnt zu sein? (Kolosser 3:1-4)
Kontext:
Paulus schrieb an die Kolosser: "Trachtet nach dem, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes", und "richtet eure Gedanken auf das, was droben ist" (Kolosser 3:1, 2). Was hat der Apostel mit diesen Anweisungen im Sinn? Was sind die himmlischen Dinge "droben," und wie würde sich ein solcher Lebensstil der himmlischen Gesinnung auf die Gläubigen auf der Erde auswirken? Der Kontext macht die Dinge klar. Um einen Teil eines Briefes richtig zu studieren, muss man dies im Kontext tun. Die schlimmsten Fehler passieren, wenn wir Dinge aus dem Zusammenhang reißen. Dies könnte sogar zum Gegenteil der vom Autor beabsichtigten Bedeutung führen. Die Bibel im Zusammenhang (Kontext) zu lesen und zu studieren bedeutet einfach, den Teil innerhalb des Ganzen zu verstehen.
Antwort:
Paulus schrieb folgendes (Kolosser 3:1-4):
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'Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid, so suchet, was droben ist, wo der Christus sitzt, sitzend zur Rechten Gottes. Sinnet auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist; denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott. Wenn der Christus, unser Leben, geoffenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm geoffenbart werden in Herrlichkeit" (Kolosse 3:1-4 ELB, Betonung angefügt).
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Es gibt eine wichtige Regel in der Bibelinterpretation (die auch für andere Literatur gilt): Suche die Bedeutung von Verbindungswörtern. In diesem Falle geht es um das Wort "nun" (oder "deshalb") welches von entscheidender Bedeutung ist. Diese Verse (Kolosser 3:1-4) können nicht isoliert vom Rest stehen, wenn wir den Sinn genau und richtig verstehen wollen. Die Bedeutung dieser Verse können nicht verstanden werden, es sei denn wir lesen was Paulus davor und danach geschrieben hat. Kontext bedeutet den einzelnen Teil innerhalb des Gesamten zu lesen und verstehen. Das "nun" (3:1) bezieht sich auf das, was Paulus zuvor schrieb (Kap. 1 und 2); das andere "nun" (3:5) bezieht sich auf das, was dem folgt (3:5—4:1) was zuvor geschrieben wurde (3:1-4). Diese vier Verse zeigen einen starken Kontrast zwischen himmlischen und irdischen Dingen auf, speziell Vers 2: was "droben" ist versus was "auf der Erde" ist (vgl., Matthäus 6:19-21). Unsere Herzen und Sinne sollten auf das himmlische, nicht das irdische fokussiert sein.
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Paulus schreibt über die Hoffnung, die für die Gläubigen im Himmel aufbewahrt wird, nämlich das Evangelium, das Wort der Wahrheit (1:5), über die Versöhnung und den Frieden in Christus zwischen dem irdischen und dem himmlischen Bereich durch Sein am Kreuz vergossenes Blut (1:20) und das Evangelium, das "unter dem Himmel," also auf der Erde, verkündet wird (1:23). Paulus fährt fort, die wahre Erkenntnis in Christus (2:2) der menschlichen Philosophie und dem "leeren Trug" gegenüberzustellen, die der "Überlieferung der Menschen" (d. h. menschlich, irdisch) und den "Grundprinzipien der Welt" (d. h. irdisch, sündhaft) entsprechen und nicht Christus (2:8). Das Geheimnis Gottes ist Christus selbst (2:2; 4:3) und Christus in uns (1:27), in dem die Gläubigen verwurzelt und aufgebaut werden müssen (2:6-7; vgl. 1:28-29), in dem "der ganze Schatz der Weisheit und der Erkenntnis" (2:3), die Fülle der Gottheit (2:9) und der Schutz vor Irrtum und Täuschung (2:4, 8) liegt. Christus ist das Haupt über alle Dinge (1:18; 2:10, 19). Das Wesentliche ist in Christus, nicht in menschlichen Geboten, die nur ein Schatten sind (2:17). Wir sind in Christus auferweckt (2:12; vgl. 1:22; 2:13), der unser Leben und unsere Auferstehung ist (3:1, 4). Der Gegensatz zwischen göttlichen/himmlischen und menschlichen/irdischen Dingen ist offensichtlich.
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Dies wird noch deutlicher durch das, was auf das zweite "nun" (oder "deshalb") in Kolosser 3 folgt. Paulus kontrastiert das Ergebnis der "Glieder eures irdischen Leibes" (3:5, Hervorhebung hinzugefügt) mit den danach aufgeführten göttlichen Eigenschaften (3:12ff). Unmoral, Unreinheit, Habgier (die Götzendienst ist), Zorn, Schimpfworte und Lügen usw. (3:5, 8-9) gehören zum sündigen, irdischen Bereich. Mitgefühl, Freundlichkeit, Demut, Geduld, Vergebung usw. und vor allem Liebe sind göttliche, himmlische Dimensionen, die von den Geliebten Gottes ausgelebt werden sollen (3:12-14). Der Friede Christi soll in unseren Herzen herrschen und Sein Wort soll reichlich in uns wohnen, die uns lehrt nach Gottes Willen und zu seiner Ehre zu leben (3:15-17). Ein solcher Lebensstil wird zu gesunden Ehen, starken Familien und guten Beziehungen am Arbeitsplatz führen (3:18—4:1). Ein Leben, das mit Christus in Gott verborgen ist, bedeutet, gegenüber der Sünde tot zu sein (3:3, 5; 2:13) und zu neuem Leben erweckt zu werden (3:1), um "heilig und untadelig und ohne Tadel" zu sein (1:22). Deshalb:
Das Streben und die Ausrichtung auf "das, was droben ist" bedeutet, Gott, und wahres Wissen, das in Christus offenbart und in seinem Wort niedergeschrieben ist, zu verstehen, und dass die Gläubigen, Denjenigen (Gott) der droben ist in unserem Lebensstil auf der Erde zu repräsentieren, indem wir göttliche Eigenschaften zum Ausdruck bringen, die Gottes Natur widerspiegeln.
Der ausgeweitete biblische Kontext bestätigt diese Schlussfolgerung. Paulus hatte Ähnliches im Epheserbrief geschrieben, in dem er das sündige alte Selbst und das neue Selbst in Christus (4:17-32) und die sündige Vergangenheit dem Leben gegenüberstellte, das "aus Gnade durch den Glauben" gerettet wurde und in Gottes Absicht gelebt werden soll (2:1-10); er hatte die Römer ermahnt, in einem neuen Leben zu leben (6:4), das dem Gesetz des Geistes des Lebens in Christus entspricht (8:1ff); und er hatte im Galaterbrief die Werke des Fleisches und die Frucht des Geistes gegenübergestellt (5:13-26). Johannes machte deutlich, dass diejenigen, die behaupten, in Christus zu sein, "so wandeln sollen, wie Er gewandelt ist" (1 Johannes 2:6). Der Gegensatz zwischen den "Dingen in der Welt"—ihrer Lust und ihrem Stolz—und dem Vater und Seinem Willen für uns macht einen klaren Unterschied zwischen dem Zeitlichen und dem Ewigen, dem, was vergeht, und dem, was "für immer" bleibt (2:15-17). Den Willen Gottes zu tun und damit vor Ihm angenehm zu leben, hat ewigen Wert (vgl. Matthäus 7:15-21). Wir sollen in Christus bleiben, bildlich gesprochen, dem Wahren Weinstock, und als "Reben" Frucht bringen, als wahre Jünger, die als Söhne leben, um dem Vater und dem Erlöser, der uns erwählt hat, zu gefallen und Ihn zu verherrlichen (Johannes 15:1-16).
Manchmal sagen Leute, dass Christen "zu himmlisch gesinnt sind, um irdisch tauglich zu sein." Die Wahrheit ist, jedoch, dass wir himmlisch gesinnt sein müssen, um irdisch tauglich zu sein! Wenn wir die Göttlichkeit in Form von göttlichen Eigenschaften suchen, können wir diese durch ein Leben in Christus auf der Erde durch die Kraft des Geistes Gottes in uns zum Ausdruck bringen.
Frage 3:
Was sind die "Geheimnisse Gottes" und das "Geheimnis Christi" gemäss Paulus?
Kontext:
Paulus schrieb über die "Geheimnisse Gottes" (1. Korinther 4:1) und das "Geheimnis Christi" (Epheser 3:5). Er schrieb über das "Geheimnis Gottes" (Kolosser 2:2) und die "Offenbarung des Geheimnisses" (Römer 16:25). Was ist das? Handelt es sich um ein und dieselbe Sache oder um verschiedene Dinge? Und wie verhält sich das Verständnis des Paulus zu den "Geheimnissen des Himmelreichs" (Matthäus 13), von denen Jesus sprach? (siehe Frage 2 unten)
Antwort:
Ein Geheimnis ist etwas Unbekanntes, Verborgenes oder Geheimes. Man weiß, dass es existiert, aber man weiß nicht, was es ist. Die Offenbarung hingegen macht das Verborgene bekannt, sie offenbart das Unbekannte oder Geheime. Die Juden wussten, dass es "geheime Dinge" gibt, die dem Herrn gehören (Er weiß es, hat es aber [noch] nicht offenbart oder enthüllt), aber sie wussten auch, dass die "offenbarten Dinge" ihnen gehören: offenbart im geschriebenen Gesetz Gottes, das deutlich macht, wie Sein Volk zu leben hat (5. Mose 29:29). Kurz vor Jesu Himmelfahrt fragten Ihn Seine Jünger, ob Er das Reich Israel zu dieser Zeit wiederherstellen würde (Apostelgeschichte 1:6). Dies geschah, nachdem Jesus die Verheißung des Heiligen Geistes an sie erneuert hatte (V. 4-5), die Verheißung des Vaters (Lk 24:49), wie sie in der Heiligen Schrift vorausgesagt worden war (V. 44). Die Ausgießung des Geistes stand in irgendeiner Weise mit dem Ende der Zeit in Verbindung und hatte daher einen eschatologischen Bezug* (Joel 2:28-32; Apg 2:16-21). Das Erscheinen des Messias war bereits eine klare Botschaft, dass das Ende nahe war, dass Gott die Welt richten und Sein Reich der Gerechtigkeit und des Friedens auf Erden errichten würde.
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Trotz der vielen vorangegangenen Prophezeiungen, die auf diese Dinge hinwiesen, war der zeitliche Ablauf der Ereignisse nicht ganz klar, und deshalb fragten die Jünger Jesus nach Gottes "Zeitplan für die Endzeit," wenn wir es so ausdrücken können. Die Betonung Jesu lag jedoch darauf, dass Seine Jünger "Zeugen" sein sollten. Sowohl im Lukasevangelium (24:44-49) wie auch in der Apostelgeschichte (1:8) wird der Geist als Befähigung gegeben, Zeugen von Ihm, dem Messias, dem leidenden Diener und Retter der Welt, zu sein. Er ist gestorben, um die Sünden der Welt zu tragen, damit denen, die an Ihn glauben, das Heil geschenkt werden kann (Johannes 3:16-17). Es ist kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir das Heil und das ewige Leben erlangen können (Apostelgeschichte 4:12). Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben—Er ist der Weg zum Vater (Johannes 14:6), denn nur Er hat den Preis für die Erlösung bezahlt, indem Er am Kreuz gestorben ist (2. Korinther 5:18-21). Dies war Gottes Plan und Absicht, wie Petrus in seinen Predigten in den ersten Kapiteln der Apostelgeschichte und Paulus in den späteren Kapiteln erklärt haben.
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Nach Paulus, der von Gott zum Apostel (einem beauftragten Boten Gottes) berufen wurde, ist das Evangelium, durch das diejenigen, die glauben, das ewige Leben empfangen können, die Kraft Gottes zur Rettung (Römer 1:16-17). Im Brief an die Römer (Christen in Rom) war dieses Evangelium jedoch ein "Geheimnis, das von Anfang der Welt an geheim gehalten wurde," das aber nun im Evangelium Jesu Christi offenbart wurde: Es ist "die Offenbarung des Geheimnisses" (16:25). Es wurde "jetzt offenbart," wie es in den "prophetischen Schriften" der hebräischen Bibel (Altes Testament) beschrieben wurde, "nach dem Gebot des ewigen Gottes, zum Gehorsam im Glauben" und zur Ehre Gottes (V. 26-27). Das "jetzt" bezieht sich auf die Zeit des Paulus, d. h. das Geheimnis wird im Evangelium offenbart, und es ist Christus und Seine Erlösung durch den Glauben, der die Gerechtigkeit Gottes ist.
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In seinem Brief an die Epheser erklärt Paulus erneut, dass dieses "Geheimnis", das ihm "durch Offenbarung" (3:3) kundgetan wurde, in anderen Zeitaltern nicht bekannt gemacht worden war, nun aber durch Gottes "Apostel und Propheten," zu denen auch er gehörte, offenbart wurde (V. 5). Paulus hatte erklärt, worum es sich handelt: um die Rettung aus Gnade durch den Glauben an Christus (2:1-10), der unser Friede ist und der Menschheit Versöhnung gebracht hat (V. 11-18), so dass alle Völker durch den Glauben an Christus Teil des Volkes Gottes werden können (V. 19-21). Diese Botschaft ist die grundlegende Lehre der Kirche, wobei Christus der Eckstein (das Fundament und Hauptelement) dieser Offenbarung ist (V. 20). Christus ist das Haupt und alles in allem, durch den Gott die Versöhnung aller Dinge bewirkt hat (1:15-23). Das Geheimnis Christi wurde offenbart, damit alle es erkennen, verkündet im Evangelium von Jesus, dem Messias, dem Retter der Welt, der die Versöhnung gebracht hat.
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Im Kolosserbrief schreibt Paulus erneut, dass das "Geheimnis" in früheren Zeitaltern verborgen war, nun aber in seinem "Auftrag von Gott" offenbart wurde, um "das Wort Gottes zu erfüllen," ein "Geheimnis," das "jetzt offenbart worden ist" und "jeder Schöpfung unter dem Himmel verkündet wurde" (1:23-26). Gott offenbart dieses Geheimnis den Menschen (V. 27), und das Geheimnis ist Christus (2:2) und Christus in uns (1:27) und die Gläubigen in Christus (V. 28). Christus ist die "wahre Erkenntnis des Geheimnisses Gottes" (2:2), denn alle Weisheit und Erkenntnis ist in Christus (V. 3), und in Ihm ist die Gottheit (Divinität) vollständig offenbart und manifestiert (V. 9). Das Leben und die Wahrheit liegen in Christus und im Evangelium des Heils, nicht in den Überlieferungen der Menschen oder in den elementaren Prinzipien der menschlichen oder weltlichen Philosophien und leeren Täuschungen (V. 10-23). Das "Geheimnis Christi" ist das Evangelium, das Paulus predigt (4:3-4). Christus ist das Vorbild, auf das die Gläubigen auf der Erde schauen müssen, um über die Sünden des Fleisches hinaus gottgefällig zu leben (3:1-25). Das Geheimnis Christi wurde im Evangelium offenbart und lehrt uns, in diesem Leben gottgefällig zu leben.
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Auch in seinen Predigten und Briefen an die Korinther legte Paulus den Schwerpunkt auf Christus: "Wir predigen Christus, den Gekreuzigten" (1. Korinther 1:23), welches "das Wort vom Kreuz" ist, nämlich "die Kraft Gottes" zur Rettung derer, die glauben (V. 18); Christus ist die Kraft und die Weisheit Gottes (V. 24, vgl, V. 30) und der gekreuzigte Christus ist das Zeugnis Gottes (2:1-2); die Kreuzigung Christi, die das Heil brachte, ist Gottes Weisheit, die im Evangelium durch den Geist offenbart wurde, etwas, das zuvor verborgen war und von den weltlichen Machthabern nicht verstanden wurde, nun aber denen offenbart wird, die berufen sind (V. 6-16); Christus ist das unersetzliche Fundament (3:11) des Tempels Gottes, der der Leib der Gläubigen, der Kirche, ist (V. 10, 16), ein Gebilde, das richtig gebaut werden muss und dessen Zerstörung schwerwiegende Folgen hat (V. 12-17); Paulus und andere waren treue Verwalter dieser Geheimnisse, die nun durch ihre Verkündigung des Evangeliums offenbart wurden (4:1-2); "das Evangelium Christi" (9:12) und die Nachahmung Christi (11:1) sind wichtig; Sein Opfer ist die Essenz des Neuen Bundes (11:23-26); Christus gibt der Kirche Gaben zur Erbauung in Liebe (12—14) und ist derjenige, der für unsere Sünden gestorben ist (15:3), der von den Toten auferweckt wurde (V. 4), und aufgrund der Auferstehung hat die Verkündigung der Apostel Gültigkeit und Kraft (V. 14); der Sieg über den Tod ist in Christus (V. 50-58); die Verkündigung des "Evangeliums von Christus" ist wie ein süßer Duft, der denen, die glauben, das Leben bringt (2. Korinther 2:12-16); der Schleier, der die Herzen der Menschen verblendet, wird bei der Verkündigung des Evangeliums durch den Geist Gottes (3:4-6) "in Christus entfernt" (3:14, 16); das Evangelium ist nur für die, die verloren gehen, verhüllt, aber für die, die glauben, ist es Licht und Herrlichkeit (4:1-6); das Evangelium ist das "Wort der Versöhnung," eine Versöhnung zwischen sündigen Menschen und einem heiligen Gott, die in und durch Christus geschieht, der für unsere Sünden gestorben ist, damit wir Gottes Gerechtigkeit erlangen können (5:18-21) und so zu einem neuen Geschöpf in Christus wiedergeborene werden können (V. 17); die Verkündigung des Evangeliums durch Paulus (10:12-18), symbolisch ausgedrückt, verlobte die Kirche wie eine Jungfrau mit Christus, dem Ehemann, dem sie hingegeben sein muss, insbesondere angesichts der Häresie und der falschen Evangelien, die zu täuschen versuchen (11:1-15). Alle anderen "Visionen und Offenbarungen" "unaussprechlicher" Natur, die Paulus in einer außergewöhnlichen Erfahrung hatte, sollten nicht ausgesprochen oder mitgeteilt werden (12:1-6). Der Apostel konzentrierte sich auf die Verkündigung des Evangeliums, auf das, was offenbart wurde. Das Geheimnis Gottes ist der gekreuzigte Christus, offenbart im Evangelium, dem wir als Verwalter und Gläubige treu bleiben müssen.
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Gemäss Paulus ist das Geheimnis Gottes Christus und wird in dem von den Aposteln verkündeten Evangelium offenbart, einer Botschaft, die denen, die daran glauben, Heil und Versöhnung bringt und uns anweist, im Gehorsam gegenüber dem apostolischen Glauben gottgefällig in Christus zu leben. Wir konzentrieren uns auf das, was offenbart ist, und darauf, in der Kraft des Heiligen Geistes Zeugen für Christus und das Evangelium zu sein.
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Die Geheimnisse des Himmelreichs, die Jesus in Gleichnissen offenbart hat (Matthäus 13), beziehen sich auf das Wesen des Reiches Gottes; das geoffenbarte Geheimnis Gottes in den Schriften des Paulus war Christus, wie er in den Evangelien erklärt wird, was sich auf den Inhalt der Botschaft Gottes bezieht. Christus ist der Messias, der König des Reiches Gottes, durch den wir Zugang zum Heil und zum Reich Gottes haben.
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*Eschatologie ist die Lehre der "letzten Dinge," also der "Endzeit" (vom griechischen Wort: eschatos).
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Frage 2:
Was sind die "Geheimnisse des Reich Gottes"? (Matthäus 13)
Kontext:
Jesus sprach oft in Gleichnissen, insbesondere über das Reich Gottes/Himmelreich (z.B. Matthäus 13). Seine Jünger fragten ihn, warum Er zu "ihnen", d. h. den Menschenmengen (V. 2), in Gleichnissen sprach (V. 10), worauf Er antwortete, dass es Seinen Jüngern gegeben/gewährt sei, "die Geheimnisse des Himmelreichs zu erkennen, ihnen [den Menschenmengen] aber nicht" (V. 11). Warum ist das so? Was sind diese Geheimnisse und wie können wir sie verstehen?
Antwort:
Hier geht es in erster Linie um das Verstehen des Reiches Gottes, das in "hörenden Ohren" und "sehenden Augen" (V. 13-17) zum Ausdruck kommt, im Gegensatz zu Herzen, die "stumpf" (V. 15) und geistlich blind geworden sind. Da das Erkennen/Verstehen der Geheimnisse Seinen Jüngern gewährt wurde, war es etwas, das Jesus sie lehrte. Es ist daher in Seinen Lehren enthalten, und wir müssen in der Heiligen Schrift nachsehen, um es zu finden. Die "Geheimnisse" waren das, was Seine Jünger sahen und hörten, etwas, das frühere Generationen nicht sehen konnten, sich aber gewünscht hatten (V. 16-17). Der Messias würde es mit der Ankunft des Reiches Gottes offenbaren. Als Johannes gefangen genommen und fragte, ob Jesus der Messias sei, antwortete Er, es soll dem Täufer berichtet werden, "was ihr hört und seht", und bezog sich damit auf Seine Lehre und die Zeichen, die das Reich Gottes zum Ausdruck brachten (Matthäus 11:1-5). Jesus kam, um das Reich Gottes und Seine Frohe Botschaft zu verkünden (Matthäus 4:17; vgl. 3:2). Dies war Teil und Zweck Seiner Sendung (Lukas 4:43; Markus 1:38). Jesus manifestierte das Reich Gottes und Seine Macht (Matthäus 12:28). Der Messias würde alle Dinge erklären (Johannes 4:25).
Die Geheimnisse des Reiches Gottes zu kennen besteht darin, das Wesen Seines Reiches und die Wahrheit Gottes zu verstehen, die bisher verborgen waren und nun in dem Boten und Messias des Reiches Gottes, Jesus Christus, dem Sohn Gottes und Erlöser der Welt, bekannt und offenbart wurden. Das Evangelium vom Reich Gottes ist die frohe Botschaft von der Herrschaft Gottes, die der Menschheit durch den Erlöser und Messias Jesus Christus Erlösung bringt.
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Christus offenbarte die Geheimnisse des Reiches Gottes in Gleichnissen, in denen Er von der Herrschaft Gottes und dessen Wesen und Auswirkungen sprach. Die Apostel, vor allem Paulus, erklärten später die Wahrheit und das Wesen des Reiches Gottes mit besonderer Betonung auf den Gesandten und Messias des Reiches Gottes: Jesus Christus und Seinem Evangelium, das bisher verborgene Geheimnis, das nun in und durch Ihn offenbart wurde (siehe Kolosser 1—2; Epheser 2—3; 1. Korinthiner 1—4).
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Aber warum wurde es Seinen Jüngern gegeben und nicht den Menschenmengen? Um dies zu erklären, müssen wir die Worte verstehen, die Jesus aus dem hebräischen Propheten (Jesaja 6:9-10) zitierte (Matthäus 13:14-15). Jesaja lebte in einer Zeit der Sünde und war umgeben von Menschen mit verhärteten Herzen, die sich weigerten, Buße zu tun, zu Gott zurückzukehren und Seinen Wegen zu folgen (vgl. Matthäus 21:13, der sich sowohl auf Jeremia [7:11] als auch auf Jesaja [56:7] bezieht und eine Parallele zu Seiner eigenen Zeit und dem Zustand der Menschen zieht, die sich auf falsche Arten der Anbetung an der Heiligen Stätte einließen). Das Urteil Gottes über den Zustand ihrer stolzen und verstockten Herzen war geistliche Blindheit, die Unfähigkeit, die göttliche Wahrheit zu verstehen. Buße ist für die Demütigen, die dann Gnade empfangen; verhärtete Herzen gehören zu denen, die stolz sind, und daher zu denen, denen Gott widersteht. Gott gibt nur den Demütigen Gnade (Sprüche 3:34; 1. Petrus 5:5). Größe im Reich Gottes wurde von Jesus durch die Demut eines Kindes veranschaulicht (Matthäus 18:1-4). Beachte, wie Er Psalm 8:2 zitierte, als Er sich auf die kindliche Demut für die wahre Anbetung bezog (Matthäus 21:16). Wenn die Demut verloren ist, ist auch die Gnade verloren. Umkehr erfordert Demut. Seine Jünger, wie viele andere demütige Juden und später auch Heiden, empfingen das Reich Gottes in Demut; sie taten Buße und wandten sich Gott zu und empfingen Heilung und geistiges Augenlicht (klare Sicht). Ihre Demut öffnete ihre Herzen, Ohren und Augen, um zu verstehen, zu hören und zu sehen! Das Gleiche gilt für uns: Demut gibt uns Gnade.
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Jesus erzählte mehrere Gleichnisse, in denen Er das Wesen des Reiches Gottes und die Beziehung der Menschen zu Ihm erklärte. Demut in Buße und kindliche Belehrbarkeit sind die ersten Schritte, um Gott und Sein Reich zu verstehen. Jesus zitierte nicht nur Jesaja 6, um zu erklären, warum Er in Gleichnissen sprach, sondern auch einen Vers aus Psalm 78, um zu erklären, warum dies so ist (Matthäus 13:34-35). Die "Gleichnisse" aus Gottes Mund und die "verborgenen Dinge" (Psalm 78:2; Matthäus 13:35) beziehen sich im Kontext wieder auf den Zustand der Herzen der Menschen, wenn es darum geht, Gott und Sein Wort zu verstehen und eine richtige Beziehung zu Ihm aufzubauen. Gottes "Gesetz" kommt aus Seinem "Mund," dem die Menschen "Gehör schenken" sollen (Psalm 78:1), d.h., sie sollen aufmerken, um es zu verstehen. Gottes Wort wurde den Vätern gegeben und an ihre Kinder und Nachkommen weitergegeben (V. 3-4), ein Gesetz, das von Gott als "Zeugnis" (V. 5) eingesetzt wurde, damit die Menschen es bewahren und auf Gott hoffen (V. 6-7). Dies spricht von Gottes Absicht, das Gesetz zu geben. Doch dann warnt der Psalmist vor Herzen, die mit Gott nicht "im Reinen" sind, "starrsinnig und rebellisch" (V. 8), die sich weigern, in Gottes Wegen zu wandeln (V. 10) und die Seine Wege vergessen (V. 11). Trotz der großen Taten Gottes für Sein Volk (V. 12-16) wählten sie Sünde und Rebellion statt Demut und Gehorsam (V. 17-33). Ihre Reaktion auf ihren Gott, den "Felsen" und "Erlöser" (V. 35), war falsch, denn "ihr Herz war nicht fest bei ihm" (V. 37), doch Gott blieb ihnen treu (V. 38) trotz ihres schlechten Herzenszustandes (V. 39ff.). Gott hatte sich an Seinen Teil des Bundes gehalten (V. 43-55), doch Sein Volk war weiterhin abtrünnig und götzendienerisch, was ernste Folgen hatte (V. 56-64). Trotz alledem erhob sich Gott, um den treuen Überrest Seines Volkes zu verteidigen und zu rehabilitieren, und Er erwählte den Stamm des Messias (Juda) und würde einen Messias nach dem Vorbild Davids über Sein Volk setzen (V. 65-72). Dies hat sich in Jesus, dem Sohn Davids und Messias Israels aus dem Stamm Juda, erfüllt (Matthäus 2:4-6; Lukas 1:30-33). Diejenigen, die in Demut mit Gott in Verbindung stehen, werden Gottes Wort durch Seinen Messias verstehen und zu Seinem Volk gehören. Die Geheimnisse sind also keine "neuen Offenbarungen," von denen noch nie jemand gehört hat, sondern das, was in der Heiligen Schrift geschrieben und offenbart wurde, aber nur mit dem richtigen Herzen gegenüber Gott verstanden werden kann. Das Volk Gottes wurde schon immer ermutigt, Gerechtigkeit zu suchen, Barmherzigkeit zu lieben und demütig mit Gott zu leben (Micha 6:8; 5. Mose 10:12-22; Matthäus 18:1-5).
Frage 1:
Woher bekam Kain seine Frau?
Kontext:
Die ersten Menschen, Adam und Eva, hatten zwei Söhne, Kain und Abel (1. Mose 4:1-2). Kain tötete Abel (1. Mose 4:3-8). Was dann? Woher bekam Kain seine Frau (1. Mose 4:17)?
Antwort:
Adam und Eva hatten zwei Söhne. Leider tötete der eine den anderen, und damit hätte alles zu Ende sein müssen, oder? Wie ging es mit der Menschheit weiter, nachdem sie Gott gegenüber ungehorsam waren, verflucht wurden und das Paradies verloren (1. Mose 3)? Durch die Vergebung Gottes! Die Sünde ist schwerwiegend und ihre hässlichen Folgen traten sofort in Kraft. Aber Gott ist ein Gott der Vergebung: Nach einiger Zeit bekamen Adam und Eva anstelle von Abel einen weiteren Sohn, Seth (1. Mose 4:25; 5:3), und sie bekamen weitere "Söhne und Töchter" (1. Mose 5:4, Hervorhebung hinzugefügt). Das sind die weiblichen Nachkommen, die für die Fortpflanzung notwendig waren. So setzte sich die Menschheit fort und wuchs und vermehrte sich (1. Mose 6:1).
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Kain bekam eine Frau von den Nachkommen Adams und Evas, nachdem Seth geboren war.
Über Kains Frau sagt die Schrift nur, dass sie "aus dem Land Nod östlich von Eden" stammte (1. Mose 5:16). Wir wissen nicht, wie sich dieser Stammbaum entwickelte, aber wir wissen, dass weitere Kinder, männliche sowohl auch weibliche, geboren wurden. Bestimmte Überlieferungen schreiben den Töchtern von Adam und Eva Namen zu; manche behaupten, Kain und Abel hätten Zwillingsschwestern gehabt, die zu Ehefrauen wurden. Dies lässt sich anhand der Heiligen Schrift nicht nachprüfen, und daher empfehlen wir solche Behauptungen nicht. Wir erkennen einfach die Tatsache an, dass sich die Menschheit vervielfacht hat, und akzeptieren, dass wir nicht jedes Detail wissen können, das wir gerne wissen möchten.
Dem modernen Leser mag die Chronologie von Genesis 4:16-26 verwirrend erscheinen, da es scheint, dass Kain eine Frau hatte, bevor Adam und Eva eine Tochter bekamen und die Menschheit sich in verschiedene Familien und Stämme (Großfamilien) vervielfältigte. Ganz offensichtlich stammte Kains Frau von den weiblichen Nachkommen Adams und Evas ab (1. Mose 5:4), aber mehr wissen wir darüber nicht. Müssen wir mehr wissen? Die biblischen Autoren hatten die Freiheit, die Ereignisse so anzuordnen, dass sie die Entwicklung der verschiedenen Familien in Bezug auf die väterliche Abstammung (lateinisch: pater) zeigen konnten. Damals wurden Stammbäume über die Abstammung des Vaters erstellt (Genesis 4:16—5:32; vgl. Lukas 3:23-38; Matthäus 1:1-17, siehe aber die erwähnten Frauen). Es gab damals akzeptable Normen, so wie es in verschiedenen Kulturen und zu verschiedenen Zeiten der Geschichte verschiedene Normen gab. Das macht sie nicht falsch, nur anders. Es ist nicht angemessen, antiken Texten moderne Normen aufzuerlegen. Das gilt für die gesamte Literatur. Wir müssen vielmehr die Unterschiede in der literarischen Praxis im Laufe der Geschichte verstehen, diese Unterschiede respektieren und versuchen das zu verstehen, was die Autoren vermitteln wollten.